Žofín

Žofínský-prales-Nationales-Naturreservat, Tschechien

Detaillierte historische Dokumente und Waldkarten deuten darauf hin, dass 50 ha der Kernzone (74,5 ha) vom Žofínský prales (98 ha) nie abgeholzt wurden1. Es war der erste geschützte Wald in Tschechien und einer der ersten in Europa: das Kerngebiet wurde im Jahr 1838 unter strengem Schutz gestellt, allerdings wurde bis 1882 noch Totholz aus dem Gebiet entnommen1. Von 1849 bis 1940 war Žofínský prales ein Teil eines Wildreservats; infolgedessen gibt es kaum Bäume in der 40–50-cm-Durchmesser-Klasse2. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Dichte der großen Pflanzenfresser weiter zu, obwohl das Gebiet nicht mehr Wildreservat war2. Das gesamte Reservat wurde 1991 eingezäunt, um die hohen Zahlen an Rehen (Capreolus capreolus) und Rothirschen (Cervus elaphus) auszuschließen2. Derzeit ist der Zaun jedoch an mehreren Stellen durchbrochen, und die ganze Verjüngung von Weiß-Tanne (Abies alba) und sogar einige Sämlinge von Gemeine Fichte (Picea abies) werden gefressen. Im Jahr 2007 hat ein Sturm ca. 9% der Kernzone gefällt; die Nadelbäume waren am stärksten betroffen1.

Žofínský prales wurde gründlich forstlich untersucht, wobei alle lebende und tote Bäume kartiert wurden1. Rotbuche (Fagus sylvatica) dominiert, gefolgt von Gemeiner Fichte; die anderen – deutlich selteneren – Bäume sind Weiß-Tanne, Berg-Ulme (Ulmus glabra), Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus), Spitz-Ahorn (Acer platanoides), Vogelbeere (Sorbus aucuparia), Sal-Weide (Salix caprea), Espe (Populus tremula) und Hänge-Birke (Betula pendula) 1 3. Die ersten Studien über die Artenzusammensetzung stammen aus dem Jahr 1847, wobei die Weiß-Tanne damals der häufigste Baum war, gefolgt von Fichte und Buche3. Die Gründe für den geringen heutigen Tannenanteil sind Immissionen vor allem von den 1960er bis die 1980er Jahre, der Sturm des Jahres 2007 1 und sicherlich auch die Geschichte des Gebiets als Wildreservat, da die Tanne die für den Verbiss anfälligste Art ist4. Auch der Fichtenanteil ist nach dem Sturm 2007 und dem darauf folgenden Ausbruch des Buchdruckers (Ips typographus) stark zurückgegangen3. Die Buche hat von der Abnahme von der Tanne und der Fichte profitiert und heute ist Žofínský prales im Gegensatz zu ähnlichen Schutzgebieten wie der Mittelsteighütte in weiten Teilen ein reiner Buchenwald (Bild unten). Auf feuchten Standorten konkurriert die Fichte erfolgreich gegen die Buche1 3. Sowohl Buche als auch Fichte und Tanne erreichen ein Alter von fast 500 Jahre5.

Buchenhallenwald im Herbst

Bemerkenswert für den „Sophien-Urwald“ ist eine hohe Anzahl von äußerst seltenen und bedrohten Totholzpilzen (so genannte Naturnähezeiger oder Urwaldrelikte), die dort in den letzten Jahren durch mykologische Untersuchungen nachgewiesen werden konnten. Dazu zählen u.a.:

  • Tannen-Kugelschwamm (Camarops tubulina)
  • Nördlicher Stachelseitling (Climacodon septentrionalis)
  • Dunkelgezonter Feuerschwamm (Phellinus nigrolimitatus)
  • Bleicher Schüppling (Pholiota squarrosoides)

Es gibt auch einige kleine Hangquellmoore im Žofínský prales. Die Meereshöhe ist 735–830 m, die Hänge sind meistens sanfte Nordwesthänge. Je nach Quelle beträgt die jährliche Niederschlagsmenge 866 oder 917 mm (Maximum in Juni) und die Jahresmitteltemperatur 4,3 oder 6,2°C 1. Das Grundgestein besteht aus Granit1.

KR & TM

Referenzen:

  1. Šamonil, P. et al. (2013): Individual-based approach to the detection of disturbance history through spatial scales in a natural beech-dominated forest. Journal of Vegetation Science 24: 1167–1184.
  2. Kenderes, K. et al. (2009): Natural Gap Dynamics in a Central European Mixed Beech-Spruce-Fir Old-Growth Forest. Ecoscience 16(1):39–47.
  3. Janík, D. et al. (2016): Tree spatial patterns of Fagus sylvatica expansion over 37 years. Forest Ecology and Management 375: 134-45.
  4. Standovár, T. & Kenderes, K. (2003): A review on natural stand dynamics in Beechwoods of East Central Europe. Applied Ecology and Environmental Research 1(1–2): 19–46.
  5. Sebková, B. et al. (2012): Interaction between tree species populations and windthrow dynamics in natural beech-dominated forest, Czech Republic. Forest Ecology and Management 280:9–19.