Hamra

Hamra-Nationalpark, Schweden

Der ursprüngliche Teil des Hamra-Nationalparks ist ein kleiner (28 ha) aber tatsächlich weitestgehend unberührter und eindrucksvoller Urwald1 2. Er wurde 1909 unter Schutz gestellt und ist damit einer der ältesten Nationalparks in Europa. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Hamra-Nationalpark als „der wahrscheinlich bemerkenswerteste verbliebene Urwald in ganz Schweden“ bezeichnet3. An den Ufern des Sees Svansjön, der die nordwestliche Grenze des ursprünglichen Teils von Hamra bildet, wurde der eine oder andere Baum gefällt, möglicherweise von Fischern, ansonsten ist der ursprüngliche Teil von Axt und Säge völlig unberührt3. Allerdings könnte die Brandrodung in der Nähe des Urwalds das Feuerregime beeinflusst haben4. Später wurde der Nationalpark vergrößert und umfasst heute fast 14 km2. Der neuere Teil besteht aus ehemaligem Wirtschaftsforst und Mooren.

Der ursprüngliche Teil vom Hamra liegt auf 410–420 m ü.M. Die mittlere Jahrestemperatur ist 2,6°C und die jährliche Niederschlagsmenge beträgt 582 mm 2. Das Grundgestein besteht aus Granit2 und die Böden sind arm3.

Drei Viertel des ursprünglichen Teils von Hamra sind Nadelwald, der Rest ist Moor und Wasserfläche3. Auf trockeneren Standorten dominiert Wald-Kiefer (Pinus sylvestris) mit einem Unterwuchs aus Heidelbeere (Vaccinium myrtillus), Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea), Schwarze Krähenbeere (Empetrum nigrum), Besenheide (Calluna vulguris), Moosen und Flechten. Auf feuchteren Standorten wachsen Kiefer und Gemeine Fichte (Picea abies) zusammen oder fast reiner Fichtenwald. Bei dem letzteren handelt es sich um einen dichten Wald, dessen Unterwuchs vollständig von Heidelbeere und Moosen dominiert wird (Bild unten). Auffällig in den Fichtenwäldern ist der dichte Bewuchs mit Gewöhnlichem Baumbart, auch Bartflechte genannt (Usnea filipendula) und Lungenflechte (Lobaria pulmonaria). Daes keine Waldbrände mehr gibt, dringt die Fichte langsam auch in etwas trockenere Standorte ein. Hänge-Birke (Betula pendula), Moor-Birke (B. pubescens) und Espe (Populus tremula) sind die häufigsten Laubbäume. Diehöchste Fichte, die ich gemessen habe (mit Nikon Laser 550A S), war 37 m hoch. Es gibt Kiefern, die über 400 Jahre alt sind1.

Dichter Fichtenwald mit Unterholz von Heidelbeere, Preiselbeere und Moos. Im Hintergrund offener Kiefernwald

Seit 1700 gab es fünf Waldbrände in trockenem Kiefernwald, den letzten im Jahr 1854, aber nur einen oder zwei im feuchteren Teil des Waldes2. Die durchschnittliche Häufigkeit von Bränden im Zeitraum 1400–1850 betrug 67 Jahre, wobei die meisten Brände Bodenbrände waren, die hauptsächlich Fichten, Laubbäume und kleine Kiefern, nicht aber die größeren Kiefern töteten4.

Fast einmalig für einen borealen Wald wurden bereits 1922 zwei Dauerbeobachtungsflächen eingerichtet2. Seitdem hat sich die Waldstruktur aufgrund der Brandbekämpfung erheblich verändert2.

Ein 3 km langer Urwaldrundwanderweg („Urskogslingan“) beginnt am Haupteingang des Nationalparks. Eine Abkürzung ermöglicht eine 2 km lange Variante, aber der längere Pfad ist sehr zu empfehlen, da er einige der schönsten Stellen zeigt, wie den malerisch schönen kleinen See Näckrostjärnen, trockenen Kiefernwald sowie hohen und dichten Fichtenwald südwestlich von Näckrostjärnen. Der dichte Bewuchs des Bodens mit Moosen und der Bäume mit Flechten vermitteln einen ausgesprochen urigen Eindruck. Neben dem Pfad befindet sich auch eine neue Windwurffläche mit Forschungsmarkierungen. Das Zelten ist im Urwald nicht erlaubt aber im gesamten neueren Teil des Nationalparks möglich.

KR & TM

Referenzen:

  1. Hamra National Park, Ancient Woodlands, Quiet Wetlands and Wild Rapids.
  2. Linder, P. (1998): Structural Changes in Two Virgin Boreal Forest Stands in Central Sweden over 72 Years. Scand. J. For. Res. 13: 451–461.
  3. Hanneberg, P. & Löfgren, R. (1998): Sweden’s National Parks. Swedish Environmental Protection Agency.
  4. Linder, P. & Östlund, L. (1998): Structural changes in three mid-boreal Swedish forest landscapes, 1885–1996. Biological Conservation 85/1–2, 9–19.