Lizardoia-Naturreservat, Spanien
Die Buchen–Tannenwälder von Lizardoia und Aztaparreta sind die letzten Reste von primären Wäldern in den Pyrenäen, die aufgrund natürlicher Ursachen und aus historischen Gründen intakt sind. Beide sind seit 1986 als Naturreservat (“reserva integral”) geschützt.
Sie liegen im westlichsten Teil der Pyrenäen und liegen in der subalpinen Stufe, die durch ein Gebirgsklima mit einem gewissen atlantischen Einfluss gekennzeichnet ist. Sie befinden sich in einem langen Streifen zusammenhängender Wälder im nordöstlichen Teil der Provinz Navarra (Spanien) und nahe der Grenze zu Frankreich, wo die Schutzgebiete Roncesvalles–Selva de Irati und Larra–Aztaparreta zusammen 244,94 km2 umfassen.
In diesem Artikel werden wir uns speziell auf den Buchen–Tannenwald von Lizardoia konzentrieren. Er befindet sich in dem großen Wald, der als „Selva de Irati“ (171,79 km2) bekannt ist, und zwar am Nordwesthang des Lizardoia-Gipfels (1198 m), der ein Teil des La Cuestión -Berges ist und zur Gemeinde Otsagabia in der Region Roncal–Salazar gehört.
Seine Pufferzone wird in dem 2011 erklärten Schutzgebiet Roncesvalles–Selva de Irati (ACE auf Spanisch) verwaltet. Die große Ausdehnung des Buchenwaldes in diesem Gebiet (Selva de Irati) macht ihn zum größten und am besten erhaltenen Buchenwald in Westeuropa.
Abiotische Faktoren: Im Irati-Wald findet man hauptsächlich tertiäre Gesteine, obwohl man auch andere aus der Kreide, dem Devon und dem Ordovizium finden kann. Im westlichen Teil kann man Quarzit und Schiefer sehen; im zentralen Teil überwiegen verschiedene Arten von Kalkstein, wie Dolomit und Mergel, sowie Schluffstein und Flysch.
Klimatisch hat man es mit einem subalpinen Gebirgsklima zu tun, das aber aufgrund der Nähe zum Atlantik ozeanische Einflüsse aufweist. Die jährliche Niederschlagsmenge in Lizardoia ist gut über das Jahr verteilt und liegt bei 1900 mm, während die durchschnittliche Jahrestemperatur 9,2°C beträgt.
Als Bodentypen findet man dystrische Cambisole, die im Allgemeinen sauer oder mäßig sauer sind, was auf die Entkarbonisierung von kalkhaltigem Gestein aufgrund des reichlichen Niederschlags zurückzuführen ist. In den mittleren und oberen Bereichen der steilen Hänge sind die Böden flacher, was die Bedingungen aufgrund ihrer Erosionsanfälligkeit verschlechtert. Die Böden haben eine gute Drainagefähigkeit aber unterschiedliche Mächtigkeit in Abhängigkeit vom Untergrund und der Hanglage. Das Gebiet zeichnet sich durch eine große Anzahl von permanenten Bächen aufgrund des reichlichen Niederschlags aus.
Der Waldtyp des Lizardoia-Reservats ist ein Buchen–Tannenwald (Bild unten), wobei die häufigste Art die Rotbuche (Fagus sylvatica) ist, während die Weiß-Tanne (Abies alba) in höheren Lagen und an schattigeren Hängen vorherrscht. Zu den wenigen anderen Baumarten gehören Europäische Stechpalme (Ilex aquifolium) und Gemeiner Wacholder (Juniperus communis).
Über die Geschichte dieses Gebirgsgebiets ist bis zum siebzehnten Jahrhundert wenig bekannt. Zu dieser Zeit gehörten die hochgelegenen Bereichen des Irati-Massivs zu Frankreich. Der Wald von La Cuestión, in dem sich das Lizardoia-Reservat befindet, war lange Zeit Gegenstand von Streitigkeiten zwischen Spanien und Frankreich. Schließlich wurde er im Jahr 1856 durch einen Grenzvertrag Spanien zugesprochen. Danach begann ein langwieriger gerichtlicher Prozess zwischen dem spanischen Staat und dem Salazar-Tal, um zu bestimmen, wem das Land gehört. Dies hatte zur Folge, dass die Abholzung des Waldes von La Cuestión sich verzögerte, während in anderen Teilen des großen Massivs von Irati die Abholzung begann. Schließlich entschied der Forstverwalter 1960, dass ein kleiner Teil dieses Buchen–Tannenwaldes als Reservat erhalten bleiben sollte, den er „Kathedrale der Natur“ nannte. Seit 1986 ist dieser kleine intakte Buchenwald als strenggeschütztes Reservat gesetzlich geschützt.
Das Lizardoia-Resevat hat 0,20 km2 Wald, der nie abgeholzt wurde. Es ist der Teil, den die Wärter als „Der Park“ benannten, bevor das Lizardoia-Reservat von 0,64 km2 Gesamtfläche gegründet wurde. Obwohl der Rest der Wälder in diesem Gebiet bereits in den 1950er Jahren abgeholzt wurde, entschieden sich die Forstverwalter, diese 0,20 km2 große Fläche nicht abzuholzen, was dazu führte, den unberührten Status zu erhalten.
Im Lizardoia-Reservat ist jede Art von menschlichem Eingriff ausgeschlossen, mit Ausnahme von Aktivitäten zu wissenschaftlichen oder pädagogischen Zwecken, für die eine Genehmigung eingeholt werden kann. Es wird eine natürliche Entwicklung des Lebensraumes erwartet. Die natürlichen Entwicklungstendenzen der Buchenmischwälder in beiden Teilen werden durch natürliche Verjüngungsprozesse, durch den Fall von Bäumen durch Wind, Schnee, Alterung oder andere biotische und abiotische Kräfte gesteuert. Es gibt noch keine spezifischen Studien über die Walddynamik in diesem Gebiet, aber in den Verwaltungsplänen wurde ein Beobachtungsprogramm eingerichtet, um sicherzustellen, dass die verschiedenen Schutzziele erreicht werden.
Alberto Cuervo (Übersetzung KR)
Referenzen:
Estudio del paisaje cultural de los hayedos primigenios de España declarados por UNESCO patrimonio de la humanidad y establecimiento de estrategias para su salvaguarda. 2019. Gobierno de España, Ministerio de cultura y deporte.