Rothwald

Urwald Rothwald, Österreich

Der Rothwald ist der größte Urwaldrest der Alpen1. Obwohl ab Mitte des 18. Jahrhunderts in diesem Gegend große Abholzungen einsetzten, fand im Rothwald aufgrund seiner Abgelegenheit, Topographie und Lage zwischen zwei Bundesländern keine Holznutzung statt2. 1875 ging er in den Besitz der Familie Rothschild über, die keine Holznutzung zuließ und das Gebiet zur Jagd und zu forstästhetischen Gründen nutzte2. 1943 wurde der Wald formal geschützt2 und gehört heute zum Wildnisgebiet Dürrenstein. 2017 wurde das Wildnisgebiet zum UNESCO-Weltnaturerbe „Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“ aufgenommen. Auch pollenanalytische Untersuchungen haben bestätigt, dass es sich um echten Urwald handelt1. Der Urwald ist in zwei Teilen gespalten: dem großen Urwald (2,4 km2) und dem kleinen Urwald (0,5 km2). Ursprünglich war der Urwald ganz und die Fläche größer; leider wurde aber entlang des Moderbaches zwischen den zwei heutigen Teilen nach einem Windwurf 1966 Holz entnommen, was zu der Zweiteilung geführt hat2.

Der Urwald erstreckt sich von 940 m bis zur Waldgrenze bei ca. 1500 m auf Kalkstein3 und umfasst sowohl steile Hänge als auch nahezu flachen Boden. Die Hauptbaumarten sind Rotbuche (Fagus sylvatica), Weiß-Tanne (Abies alba) und Gemeine Fichte (Picea abies). Der Rothwald hat über 500-Jährige Tannen und Fichten sowie bis 450 Jahre alte Buchen2. Die anderen, viel selteneren, Baumarten sind Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus), Spitz-Ahorn (Acer platanoides), Berg-Ulme (Ulmus glabra), Sal-Weide (Salix caprea), Echte Mehlbeere (Sorbus aria, syn. Aria edulis) 2, Österreichische Mehlbeere (Sorbus austriaca, syn. Hedlundia austriaca), Vogelbeere (Sorbus aucuparia) und Europäische Eibe (Taxus baccata) 1. Es gibt einige Standorte mit hohem Holzvolumen, sogar 1577 m3/ha wurden in einer kleinen Fläche gemessen3, aber meistenteils ist der Wald viel lichter. Dagegen ist die Totholzmenge durchgehend hoch (Bild unten).

Rothwald hat hohe Totholzmenge

Obwohl keine Holznutzung stattgefunden hat, ist der Wald nicht im natürlichen Zustand: Bis ca. 1870 hatte das Gebiet eine natürliche Wilddichte; nachdem wurde diese aber wegen der Ausrottung des Raubwildes und der Einführung der Winterfütterung erhöht1. Infolgedessen fehlt die wildempfindlichste Baumart Tanne in der Verjüngung ab Ende des 19. Jahrhunderts 1, und die Art wird verschwinden, wenn die heutige Wilddichte bleibt3. Die Verjüngung der anderen Baumarten ist auch verbissen, sogar die von Fichte.

Die jährliche Durchschnittstemperatur ist 3,7°C und der durchschnittliche Jahresniederschlag rund 2300 mm; der Monatsniederschlag liegt durchschnittlich nie unter 100 mm 2. Der geologische Untergrund wird von Dolomit und Kalkstein gebildet4.

KR

Referenzen:

  1. Mayer, H., Neumann, M. & Schrempf, W. (1979): Der Urwald Rothwald in  den Niederösterreichischen Kalkalpen. In Mayer, H. (Ed.): Urwaldreste, Naturwaldreservate und Schützenswerte Naturwälder in Österreich. Institut für Waldbau, Universität für Bodenkultur, Wien.
  2. Gratzer, G. & Splechtna, B. (2014): Wissenschaftlicher Rundgang Rothwald.
  3. Schrempf, W. (1986): Waldbauliche Untersuchungen im Fichten-Tannen-Buchen-Urwald Rothwald und in Urwald-Folgebeständen. In Mayer, H. (Ed.): Urwaldreste, Naturwaldreservate und Schützenswerte Naturwälder in Österreich. Institut für Waldbau, Universität für Bodenkultur, Wien.
  4. Splechtna, B. E. & Gratzer, G. (2005): Natural disturbances in Central European forests: approaches and preliminary results from Rothwald, Austria. For Snow Landsc Res 79: 57–67.