Urwald Dobra, Österreich
Trotz der kleinen Fläche (12,3 ha) ist das seit 1910 geschützte Dobra ein wichtiges und interessantes Reservat, wegen der niedrigen Meereshöhe, der optimalen Wachstumsverhältnisse und der Urigkeit1. Da die Transportmöglichkeiten bis etwa 1970 sehr schwierig waren, blieb seit Menschengedenken der Urwald von Nutzungen verschont1. Man kann im Dobra keine direkten menschlichen Spuren erkennen.
Dobra besteht aus einem Nordost–Südwest -orientierten Kamm und den angrenzenden Hängen. Der Nordwesthang ist sehr steil, der Südosthang ist weniger steil. Rotbuche (Fagus sylvatica) dominiert. Bis zum Jahr 1974 war die Berg-Ulme (Ulmus glabra) die zweithäufigste Baumart; dann erreichte aber das Ulmensterben (Ophiostoma spp.) das Reservat, und die letzten stärkeren Ulmen fielen der Krankheit im Jahr 1977 zum Opfer1. Noch heute kann man junge Berg-Ulmen finden, aber die größeren Ulmen sind alle abgestorben. Besonders auf dem Kamm tritt auch Sommer-Linde (Tilia platyphyllos) auf (Bild unten). Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) ist als Strauch oder kleiner Baum reichlich vorhanden. Die anderen, viel selteneren, Baumarten sind Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus), Spitz-Ahorn (Acer platanoides), Hainbuche (Carpinus betulus), Gemeine Esche (Fraxinus excelsior), Gemeine Fichte (Picea abies), Weiß-Tanne (Abies alba) und Vogelbeere (Sorbus aucuparia) 1 2. Fichte und Tanne sind im Dobra nicht konkurrenzfähig2. Dazu kommt, dass die größeren Tannen durch Immissionen gestorben sind3. Der Verbiss durch Reh (Capreolus capreolus) und Rothirsch (Cervus elaphus) ist schwer und verhindert dem Berg-Ahorn die Berg-Ulme als Pionierbaum zu ersetzen1. Die Buche dagegen verjüngt sich effektiv.
Auf dem windgeschützten, lokalklimatisch begünstigten1 und weniger Steilen Südosthang gibt es sehr starke Buchen (bis 456 cm Umfang, eine der stärksten Waldbuchen überhaupt4). Auf dem Unterhang am östlichen Ende vom Dobra wachsen auch einige sehr hohe Buchen: der höchste Baum, den ich im Jahr 2017 (mit TruPulse 200X Laser) gemessen habe, war 47,4 m hoch. Der höchste Baum Dobras hatte einen Umfang von nur 212 cm. Vor dem Ulmensterben erreichte die Ulme 154 cm Durchmesser 2. Neben den hohen Wuchsleistungen kann man die hohe Bodenfruchtbarkeit durch eine üppige und ästhetisch ansprechende Krautschicht u.a. mit Mondviole (Lunaria rediviva) und Bärlauch (Allium ursinum) sehen. Der nordwestseitige Steilhangbestand ist wesentlich lockerer bestockt und von geringer Wuchsleistung3. Die Meereshöhen erreichen 390 m bis 550 m. Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt 650 mm und die Jahresmitteltemperatur 7°C 1. Das Grundgestein ist Gneis2.
KR & TM
Referenzen:
- Mayer, H. & Reimoser, F. (1978): Die Auswirkungen des Ulmensterbens im Buchen-Naturwaldreservat Dobra (Niederösterreichisches Waldviertel). Forstwissenschaftliches Centralblatt 97, 314–21.
- Mayer, H. (1971): Das Buchen-Naturwaldreservat Dobra/Kampleiten im niederösterreichischen Waldviertel. In Mayer. H. (Ed.) 1987: Urwaldreste, Naturwaldreservate und schützenswerte Naturwälder in Österreich. Institut für Waldbau, BOKU.
- Augustin, B.: Aufbau und waldbauliche Beurteilung des Buchen-Urwaldreservates Dobra II im Kamptal. Diplomarbeit BOKU.
- https://www.monumentaltrees.com/de/