
Mediterrane Region
Hier beschreibe ich sehr kurz die Tieflandwälder des Mittelmeerraumes unter ihren angenommenen natürlichen Bedingungen.
Die Tieflandwälder des Mittelmeerraumes weisen aufgrund des starken Trockenstresses im Sommer und der daraus resultierenden Waldbrände grundlegend von den Wäldern der gemäßigten Zone abweichende Merkmale auf1. Die Kräuter trocknen im Sommer aus, und die Vegetationshöhepunkte sind im Frühjahr und im Herbst2. Viele Pflanzen können durch den milden Winter wachsen3. Ähnliche Klimas existieren in den gleichen Breitengraden auf den Westseiten der anderen Kontinente: Kalifornien, Chile, Südafrika sowie der Südwesten und Süden Australiens.

Im Tiefland dominieren immergrüne Laubbäume und verschiedene Kiefern, z.B. Stein-Eiche (Quercus ilex), Kork-Eiche (Q. suber), Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua), Olivenbaum (Olea europaea), Aleppo-Kiefer (Pinus halepensis), Türkische Kiefer (P. brutia), See-Kiefer (P. pinaster) und Pinie (P. pinea) 2. Besonders in etwas höheren Lagen gibt es auch sommergrüne Eichen, z.B. Flaum-Eiche (Q. pubescens), Zerr-Eiche (Q. cerris), Portugiesische Eiche (Q. faginea) und Algerische Eiche (Q. canariensis), die zwei letzteren nur auf der Iberischen Halbinsel2.

Gut entwickelter mediterraner Eichenwald, der heute sehr selten ist, kann ein dichter, schattiger über 20 m hoher Wald sein. Wenn das Kronendach offener ist, ist die Strauchschicht reich; häufige Arten, von denen viele auch zu niedrigen Bäumen werden können, sind z.B. Westlicher Erdbeerbaum (Arbutus unedo), Östlicher Erdbeerbaum (Arbutus andrachne, nur im Osten), Lorbeerblättriger Schneeball (Viburnum tinus), Windendes Geißblatt (Lonicera implexa), Mastixstrauch (Pistacia lentiscus), Terpentin-Pistazie (Pistacia terebinthus), Schmalblättrige Steinlinde (Phillyrea angustifolia), Breitblättrige Steinlinde (Phillyrea latifolia), Stechpalmen-Kreuzdorn (Rhamnus alaternus), Kermes-Eiche (Quercus coccifera), Strauchkronwicke (Hippocrepis emerus), Stechender Mäusedorn (Ruscus aculeatus) und Stech-Wacholder (Juniperus oxycedrus) 3. Lianen wachsen auf Baumstämmen, z.B. Immergrüne Rose (Rosa sempervirens), Gemeine Efeu (Hedera helix) und Brennende Waldrebe (Clematis flammula) 3. Pflanzen haben zahlreiche Anpassungen an Brände, wie z.B. serotine Zapfen und Früchte, die durch Hitze geöffnet werden, dicke feuerresistente Rinden und die Fähigkeit, nach dem Feuer Basal- und Wurzelsprossen zu bilden. Der Mittelmeerraum gilt als der drittreichste Biodiversitäts-Hotspot der Welt in Bezug auf die Pflanzenartenvielfalt4 mit mehreren glazialen Refugialräumen5.
Die Bergwälder im Mittelmeerraum ähneln den Wäldern der gemäßigten Zone.

KR
Referenzen:
- Karavani, A. et al. (2018): Fire-induced deforestation in drought-prone Mediterranean forests: Drivers and unknowns from leaves to communities. Ecological Monographs 88, 141–169.
- Mayer, H. (1986): Europäische Wälder. Gustav Fischer.
- Polunin, O. & Walters, M. (1985): A guide to the vegetation of Britain and Europe. Oxford.
- Ecosystem Profile Mediterranean Basin Biodiversity Hotspot (2010). CEPF, Washington DC.
- Mansourian, S., Rossi, M. & Vallauri, D. (2013): Ancient Forests in the Northern Mediterranean: Neglected High Conservation Value Areas. WWF.