
Bijele i Samarske Stijene Naturreservat, Kroatien
Bijele i Samarske Stijene ist nicht für seinen Urwald bekannt, sondern vielmehr als eine der einzigartigsten geologischen Sehenswürdigkeiten Kroatiens. Die Dinarischen Alpen an der kroatischen Küste bieten die unglaublichsten geologischen Sehenswürdigkeiten Kroatiens: Klippen, Türme, Gipfel, Dolinen, Höhlen, Bögen, Schluchten und Kuppeln aus weißem Kalkstein. Bijele i Samarske Stijene sind jedoch ein Ausreißer, denn die Region, in der sie sich befinden, ist eigentlich nicht für Karstformationen, sondern eher für Wälder bekannt. Gorski Kotar, ein gebirgiges Gebiet an der kroatischen Nordküste, ist die waldreichste Region Kroatiens. Über diesen Wäldern erheben sich jedoch gelegentlich Karstlandschaften. Einige andere bemerkenswerte Karstlandschaften in dieser Region sind die Gipfel von Risnjak, Klek und Snježnik sowie das Gebiet von Pakleno und die Klippen um die Schlucht des Flusses Kupa. Keines dieser Gebiete ist jedoch so umfangreich und gut erhalten wie Bijele i Samarske Stijene. Und nicht nur das: Keines ist so phantastisch und komplex wie die surrealen Spitzen und Gipfel, die hier zu finden sind und die zusammen mit der scheinbar endlosen Wildnis das Gebiet wie von einem Märchen erscheinen lassen.

Bijele i Samarske Stijene ist eines von zwei strenggeschützten Reservaten in Kroatien, welche strengere Schutzbedingungen haben als ein Nationalpark. In einem abgelegenen Teil des Kapela-Gebirges gelegen, wurde diese Region bis 1899 nicht einmal erforscht, was neben dem chaotisch undurchdringlichen Gelände auch dazu führte, dass der Wald völlig unberührt blieb. Die Wälder bestehen hauptsächlich aus Weiß-Tanne (Abies alba), Gemeiner Fichte (Picea abies), Rotbuche (Fagus sylvatica) und Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus). Die Baumartenzusammensetzung hängt vom Standort und der Exposition ab. Entlang des Wanderwegesystems gibt es drei kleine Berghütten. In einer davon wohnte Dragutin Hirc, Lehrer und Botaniker, der auch einer der berühmtesten Dichter und Naturforscher Kroatiens war. Nur etwa 50 m entfernt befindet sich die Hütte von Miroslav Hirtz, Naturforscher, Bergsteiger, Zoologe und Schriftsteller. In der Nähe gibt es auch eine Eishöhle und eine Wasserquelle. In einem anderen Teil von Bijele i Samarske Stijene befindet sich die Berghütte „Ratkovo“, die unter einem hohen Felsen errichtet wurde und nach dem Alpinisten Ratko Čapek benannt ist. Von allen Sehenswürdigkeiten in dieser Region ist die „Finger“-Felsformation vielleicht die ikonischste (https://img.oastatic.com/img2/15948785/max/prsti.jpg).
Aufgrund des schwierigen Geländes und der späten Erkundung dieser Region ist der Wald auf den Klippen und am Fuße der Abstürze noch unberührt. Abgesehen von kleinen Bergsteigerobjekten und einigen gefällten Bäumen an den Wanderwegen ist das gesamte Reservat ein unberührter, primärer Urwald. Die Wälder erstrecken sich von einer Meereshöhe von ca. 1000 m bis hin zum höchsten Gipfel bei 1335 m. Bijele i Samarske Stijene umfasst 1175 ha, und die Klimadaten aus der Umgebung zeigen eine Jahresmitteltemperatur von 4–5°C je nach Höhenlage. Die jährliche Niederschlagsmenge liegt bei 2000–2500 mm. Für diesen Bericht wurde nur ein kleiner Teil des Urwalds erkundet und zwar hauptsächlich entlang eines Weges, der zum Gipfel des Bijele stijene führt. Die Bäume wachsen fast immer entweder auf felsigen Böden oder auf kargen Klippen, aber es gibt auch kleine Flächen mit tieferem Boden an geschützten Stellen unterhalb der Abstürze. Die Bäume an exponierteren Standorten sind verkrüppelt und verdreht, während die Bäume an geschützten Standorten mit etwas besserem Boden groß und gerade sein können, aber keine außergewöhnliche Maße erreichen. Dennoch gibt es viele Bäume von überraschender Höhe und Größe angesichts der Bedingungen, mit Exemplaren, die weit über 40 m hoch sind. Der Wald ist mit seinen alten Bäumen, die inmitten einer geomorphologischen Wunderwelt wachsen, unglaublich fotogen.
Bild rechts: Bogen in einem großen Felsen bei 1100 m

Interessanterweise gibt es auch Hinweise auf eine große tote Tanne, die sich irgendwo entlang des Wanderwegesystems befindet. Obwohl sie aus einem relativ steinigen Boden herauswuchs, kann ihr Umfang anhand der Personen auf dem Foto auf über 470 cm geschätzt werden. Es ist unklar, ob dieser Baum noch steht bzw. wo genau er sich befindet, so dass man alle Pfade abwandern müsste, um ihn möglicherweise zu finden. Jedenfalls gibt es an einigen Stellen mit den tiefsten Böden produktive Wälder und Bedingungen, um Bäume zu bilden, die bis zu 50 m hoch werden können, aber solche geschützten Standorte sind sehr selten. Allerdings gibt es je nach Boden und Exposition erhebliche Unterschiede in der Entwicklung der Bäume. Besonders interessant sind die Wechselwirkungen zwischen Bäumen, Felsen und Wind in höheren Lagen. Der Kontrast zwischen den tiefen und üppigen alten Wäldern und den kahlen Kalksteintürmen ist phantastisch, und die Aussicht von den hohen Gipfeln bietet einen herrlichen Blick auf einen Großteil der wilden Region Gorski Kotar, in der zwischen den dunklen Wäldern und den endlosen Bergrücken nur wenig bis gar kein menschlicher Einfluss zu sehen ist. Zwischen den seltsamen und zerklüfteten Karstfelsen herrscht eine chaotische Wildnis mit großartigen unberührten Landschaften in dieser vergessenen Ecke der Welt.
DJ (Übersetzung KR)
Referenzen:
https://croatia.hr/en-gb/outdoors-and-active-holidays/walking-and-hiking/the-white-and-samarske-rocks
https://www.summitpost.org/bijele-and-samarske-stijene/154086
https://enciklopedija.cc/index.php/Bijele_i_Samarske_stijene