Izvoarele Nerei

Izvoarele-Nerei-Naturreservat, Rumänien

Izvoarele Nerei ist der größte (50 km2) Urwald Rumäniens1 und einer der größten Rotbuchenurwälder (Fagus sylvatica) der Welt. Das Reservat gehört zum Semenic-Cheile-Caraşului-Nationalpark. 2017 wurde Izvoarele Nerei zum UNESCO-Weltnaturerbe „Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“ aufgenommen.

Izvoarele Nerei besteht aus zwei nebeneinander gelegenen Nord–Süd-orientierten Bergtälern. Die Meereshöhe variiert zwischen 620 und 1400 m. Ein Wanderpfad führt durch das Reservat entlang des Kamms zwischen den Tälern. Entlang des Wanderpfads kann man etwa 10 Kilometer (in eine Richtung) in fast unberührtem Laubwald auf fast ebener Gelände wandern – einigermaßen Einzigartig in Europa! Der Wald besteht fast ausschließlich aus Buche – eigentlich gibt es auf dem Kamm keinen Baum, welcher keine Buche wäre! Auf den Hängen und in den Täler wachsen wenige Weiß-Tannen (Abies alba) und in den natürlichen Lücken Gemeine Hasel (Corylus avellana) und Schwarze Holunder (Sambucus nigra) als Sträucher. Berg-Ulme (Ulmus glabra), Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) und Hainbuche (Carpinus betulus) gibt es als Einzelbäume. In der Vergangenheit wurde der Wald nur lokal durch den Durchgang der Hirten entlang des Kamms beeinflusst2. Das Holzvolumen ist an den besten Standorten sehr hoch für einen Laubwald, häufig über 1200 m3/ha 3, obwohl so hohe Werte natürlich nur für kleine dichte Waldbestände relevant sind. Der älteste gefundene Baum war 477 Jahre alt2. Der Wald ist auch hoch: In meinen Messungen mit einem TruPulse 200X-Laserinstrument in den Jahren 2016 und 2019 war die höchste von mir gefundene Buche 48,4 m hoch. Es war möglich nur einen Teil der potenziellen Höhenrekordstandorte zu erforschen; so ist es gut möglich, dass es noch höhere Buchen gibt. Über 50 m hohe Buchen sind vom Izvoarele Nerei gemeldet worden3 aber diese wurden sehr wahrscheinlich mit der Tangentenmethode gemessen, die oft zu einem zu hohen Resultat führt4. Auf dem von starken Winden ausgesetzten Kamm wird die Buche nicht so hoch aber sie wird dick: die stärkste Buche entlang des Wanderpfads hat einen Umfang von 450 cm. Der Unterwuchs ist spärlich. Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt von 750 bis 1200 mm und die Jahresmitteltemperatur von 4 bis 10°C 2. Grundgestein besteht aus Glimmerschiefer; die Böden sind fruchtbar3.

Es ist am einfachsten, vom „Complexul turistic Semenic“, einem fast toten Hotelkomplex nördlich vom Izvoarele Nerei, zu beginnen. Nur ein Hotel (Cabana Andra) ist noch ganzjährig geöffnet (Stand 2016). Der Anfang vom Pfad ist sehr schlecht markiert (siehe Bild in der Galerie). Das Reservat beginnt nach einer 2 km Wanderung (bei N45°09’49,6”, E22°03’48,3“). 3 km nach dem Anfang des Urwaldes erreicht der Wanderpfad eine alte Wiese namens „Poiana Mare“, neben dem es eine Plantage von Gemeine Fichte (Picea abies) gibt. Die Fichten wurden in den 1970er Jahren als ein Schutz gegen das Weiden angepflanzt. Nach der Wiese setzt sich der Urwald fort. Leider ist der Pfad nach „Poiana Mare“ sehr wenig genutzt, eigentlich fast nicht-existent an manchen Stellen; da auch die Markierungen in einigen Abschnitten fehlen, ist es leicht, den Pfad zu verlieren. Infolgedessen sind die eigenen Fähigkeiten, um Karte und Kompass zu benutzen, wesentlich. Es ist möglich eine topographische Karte zumindest durch http://mapfox.de/ zu bekommen. Glücklicherweise ist der Wald auch außerhalb des Wanderpfades sehr leicht zu durchqueren dank des fast nicht-existenten Unterwuchses. Nach einigen Kilometer wird der Kamm schmaler und damit der Pfad etwas Klarer. In die nördliche Richtung ist der Pfad etwas besser markiert. Auf dem Kamm gibt es auch ein paar andere alte Wiesen, die gerade beim Zuwachsen sind. Die Menschen aus den unteren Tälern rodeten diese Wiesen während der Türkeneinfälle, um sich vor den Eindringlingen zu schützen2. Beachten Sie, dass Schafe im Sommer auf der großen Wiese um „Complexul turistic“ frei weiden und diese von Schäferhunden gehütet werden. Wenn man von den Hunden aufgehalten wird, soll man laut pfeifen oder schreien, dann kommt ein Hirte, um die Hunde zu beruhigen. Vom Süden aus ist eine viel längere Wanderung erforderlich, um Izvoarele Nerei zu erreichen. Zwar ist auf Landkarten eine Straße markiert, welche fast die Südgrenze erreicht, allerdings ist diese in einer so schlechten Kondition, dass fast ein Traktor nötig wäre.

KR

Referenzen:

  1. Veen, P. et al. (2010): Virgin forests in Romania and Bulgaria: results of two national inventory projects and their implications for protection. Biodivers Conserv 19:1805–1819.
  2. Apostol, J. et al. (2016): Romania: Izvoarele Nerei. In Kirchmeir, H. & Kovarovics, A. (Eds.): Nomination Dossier to the UNESCO for the Inscription on the World Heritage List.
  3. Turcu, T.: The „Izvoarele Nerei“ Scientific Reserve – Short Presentation.
  4. Bragg, D. C., Frelich, L. E., Leverett, R. T., Blozan, W. & Luthringer, D. J. (2011): The Sine Method: An Alternative Height Measurement Technique. The Forest Service, United States Department of Agriculture, Research Note SRS-22.