Havešová

Havešová-Nationales-Naturreservat, Slowakei

Wie Stužica-Nationales-Naturreservat, ist auch Havešová (1,7 km2) ein Teil des Poloniny-Nationalparks und seit 2007 ein Teil des UNESCO-Weltnaturerbes „Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“. Ein kleiner Teil in den tiefsten Lagen besteht aus jüngerem Wald1, sonst gibt es gar keine Spuren von Nutzungseingriffen2. Der Urwald auf sanften bis steilen südlichen bis westlichen Hängen erstreckt sich von 460 m ü.M bis zum höchsten Punkt vom Havešová auf einem Bergkamm auf 741 m ü.M. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 6,0−6,5°C und die jährliche Niederschläge 800–850 mm 3. Das Grundgestein besteht aus Sandstein und Schiefer, die Böden sind fruchtbar3.

Die meisten europäischen Urwälder befinden sich in höheren Lagen mit suboptimalem Wachstum der Laubbäume. Die Besonderheit an Havešová ist, dass die unteren Teile des Reservats sich in tieferen Lagen befinden, wo die Rotbuche (Fagus sylvatica) fast allein einen Wald mit sehr hoher Wuchskraft bildet (Bild rechts). Der höchste Baum, den ich (KR) 2015 und 2020 mit Nikon Laser 550A S und TruPulse 200X -Instrumenten gemessen habe, war 48,3 m hoch. Noch höhere Bäume sind gemeldet worden1 2 4 aber diese wurden wahrscheinlich mit der Tangentenmethode gemessen, die oft zu einem zu hohen Resultat führt5. Da ich aber nur einen Teil der potentiellen Rekordbestände messen konnte, ist es gut möglich, dass es über 50 m hohe Buchen in Havešová gibt. Über 40 m hohe Buchen sind reichlich vorhanden und viele von ihnen haben einen Umfang von über 4 m. Der Krautschicht ist sehr spärlich und artenarm, hauptsächlich Jungbuchen und vereinzelt z.B. Waldmeister (Galium odoratum), Gewöhnliche Goldnessel (Lamiastrum galeobdolon) und Farne. Teilweise kann man sogar kleine Flächen mit nur einer Pflanzenart – Buche – finden! In der Nähe des Bergkamms fällen Stürme mehr Bäume, der Wald ist offener und das Unterholz dichter. In den höheren Lagen finden sich spärlich auch andere Baumarten: Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus), Spitz-Ahorn (A. platanoides), Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) und Berg-Ulme (Ulmus glabra). Es gibt alle Waldentwicklungsstadien und Windwurflücken aller Größen, meistens kleine, und viel Totholz. Im Jahr 2014 fällte ein Sturm 8 ha Wald1.

Ein markierter, aber sehr wenig benutzter Pfad führt durch Havešová. Der Ausgangspunkt liegt bei N49°00’20.4”, E22°19’48.4”. Es ist nicht möglich, zu diesem Punkt zu fahren, da eine Schranke sich 3,5 km vor dem Ausgangspunkt auf dem Forstweg befindet. An der Schranke gibt es Platz für nur zwei Autos. Wenn man endlich im Reservat ist, kann man die Ruhe der Natur genießen: Havešová ist so weit von Siedlungen entfernt, dass der Lärm der Zivilisation nicht zu hören ist. Selten fährt ein Einheimischer die Forststraße entlang, was natürlich zu hören ist. Auf einer Infotafel am Ausgangspunkt steht „mysteriöser alter Wald“. Und tatsächlich, dieser Wald hat etwas Geheimnisvolles an sich, mit seinen riesigen Buchen, den tiefen Schatten, den steil geschnittenen Bachsenken, dem urtümlichen Aussehen sowie dem Fehlen an menschlichem Einfluss und Spuren!

KR & TM

Referenzen:

  1. http://www.pralesy.sk/
  2. Korpel’, Š. (1995): Die Urwälder der Westkarpaten. Gustav Fischer Verlag.
  3. http://whc.unesco.org/uploads/nominations/1133.pdf
  4. Drossler, L. & Lupke, B.v. (2007): Bestandesstruktur, Verjungung und Standortfaktoren in zwei Buchenurwald-Reservaten der Slowakei. Allg. Forst. Jagdztg. 178, 121–135.
  5. Bragg, D. C., Frelich, L. E., Leverett, R. T., Blozan, W. & Luthringer, D. J. (2011): The Sine Method: An Alternative Height Measurement Technique. The Forest Service, United States Department of Agriculture, Research Note SRS-22.