Brocken

Brockenurwald, Deutschland

In den tieferen Lagen waren die Wälder vom Nationalpark Harz (247 km2) in der Vergangenheit völlig abgeholzt, aber auf den höchsten Lagen von 900 m bis zur Waldgrenze auf ca. 1100 m gibt es auch Wald, welcher keine Zeichen von Abholzungen aufweist1 2. Der höchste Gipfel, Brocken, liegt auf 1141 m Höhe. Das ist der „Blocksberg“, der sagenumwobene Versammlungsort von Hexen und Dämonen in gespenstiger Walpurgisnacht. Die Abgeschiedene Lage, eine Vielzahl von Hangmooren und Blockfeldern und später die Lage in der Grenzzone der DDR haben die Wälder geschützt1. Oberhalb 900 Meter besteht der Wald fast ausschließlich aus Gemeiner Fichte (Picea abies, Bild rechts). Im natürlichen Zustand würde die Vogelbeere (Sorbus aucuparia) etwa 10% der Bäume umfassen, aber heute ist sie selten durch eine überdichte Population vom Rothirsch (Cervus elaphus)2. Von 900–1000 m Höhe ist der Wald noch ziemlich hoch, auf 1100 m sind sogar die höchsten Bäume nur noch einige Meter hoch. Die Fichte wächst vereinzelt bis zum Gipfel, erreicht dort aber weniger als ein Meter. Im Harz fehlt eine Krummholzzone aus Bergkiefer (Pinus mugo), welche typisch für die Alpen ist. Auf dem Waldboden wachsen z.B. Heidelbeere (Vaccinium myrtillus), Waldsauerklee (Oxalis acetosella), Wolliges Reitgras (Calamagrostis villosa) und Fichtensämlinge. Auf dem Gipfel beträgt die jährliche Niederschlagsmenge 1800 mm und die Jahresmitteltemperatur 4°C 3. Der anhaltende Nebel (300 Nebeltage jährlich! 3) erhöht weiter den „Niederschlag“ um 160–200 mm 4. Der Brocken ist der windreichste Ort Deutschlands3 mit vorherrschenden starken Südwestwinden, folglich ist der Niederschlag auf dem Südwesthang höher als auf der anderen Seite des Bergs und der Wald moorig (Bild unten). Grundgestein besteht aus Granit3.

Mooriger Wald auf Südwesthang bei 950 m im Jahr 2011

Immissionen haben zu Kronenverlichtung, Bodenversauerung, Stickstoffeintrag und erhöhter Bedeckung vom Wolligen Reitgras geführt1. In den letzten Jahren hat der Buchdrucker (Ips typographus) große Waldflächen zerstört. Die höchstgelegenen Wälder sind immer noch in einer guten Kondition (im Jahr 2020), aber mehr unten ist die Zerstörung stellenweise vollständig, vor allem auf den trockeneren Nordosthängen (Bildserie unten). Je nach Gesichtspunkt können diese toten Waldflecken als wertloser und hässlicher Ex-Wald betrachtet werden oder als ein wertvolles Biotop für viele seltene Pilze und Insekten! Jedenfalls ist der tote Wald voll von Vogelgesang, und der Anfang des neuen Waldes – Fichtenjungwuchs – wächst schon zwischen den toten Stämmen. Der Buchdrucker ist immer ein natürlicher Teil des Fichtenwaldökosystems gewesen, aber in den letzten Jahren hat die Zerstörung nie vorhergesehene Ausmaße erreicht (siehe Einleitung).

Ein alter Dampfzug (https://www.hsb-wr.de/ – Achtung: sehr teuer!) fährt von Schierke (die letzte Station vor dem Brocken) zum Brocken, auf diesem es auch ein Restaurant und ein kleines Hotel gibt. Das Hochwandern ist aus verschiedenen Richtungen möglich.

KR

Referenzen:

  1. Sperber, G. & Thierfelder, S. (2005): Urwälder Deutschlands. BLV Verlagsgesellschaft mbH.
  2. Kison, H.-U., Nationalpark Harz. Pers. Mitteilung (2012).
  3. https://www.nationalpark-harz.de/de/downloads/Der-Brocken-im-Nationalpark-Harz
  4. Köhler, L. et al. (2014): Cloud water interception and element deposition differ largely between Norway spruce stands along an elevation transect in Harz Mountains, Germany. Ecohydrology Volume 8, Issue 6, pp. 1048-64.